Freitag, 13. April 2018

Der Fall Alfie Evans in Liverpool und das Schweigen der Kirche

Riccardo Cascioli kommentiert bei La Nuova Bussola Quotidiana das Geschehen um den kleinen, schwerkranken Alfie Evans, der von einem Gericht letztinstanzlich zum Tode durch Euthanasie verurteilt wurde.
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     "DAS SCHWEIGEN DER KIRCHE - EIN VERRAT"

"Die Empörung und die Trauer darüber, was mit Alfie Evans geschieht, werden durch das mißverständliche Schweigen nicht nur der Macht, sondern vor allem der Kirche und ihrer Pastoren verstärkt. Angesichts dieses Gemetzels an der Menschheit hat die englische Kirche kein Wort gesagt.

Ein Krankenhaus, das in schwere Skandale zum Schaden der Patienten verwickelt ist, offensichtliche Vernachlässigung von Alfie. Alfie selbst reagiert auf Stimuli und Worte seines Vaters  (das kann jeder auf dem Video sehen). Aber Ärzte und Richter bilden eine kompakte Front und haben Alfie zum Tode verurteilt, weil sein Leben "nutzlos" ist.
Eine skandalöse und beunruhigende Sache, es gibt keine Worte, um die Empörung und den Schmerz auszudrücken. Empörung und Schmerz werden noch durch das große Schweigen verstärkt, in dem sich diese Tragödie vollzieht.

Aber wenn das komplizenhafte Schweigen des Staate und der Macht, ausgedrückt durch die großen Kommunikationsmittel zu erwarten waren, tut das große Schweigen der Kirche wirklich weh-oder besser gesagt- ihrer Hirten. Ja, weil Dank der Internetseiten und sozialen Medien viele Katholiken mit Gebeten, Verbreitung von Nachrichten,Initiativen zur Sensibilisierung der Öffentlichen Meinung und um die "Mächtigen" aufzurütteln,mobilisiert worden,

Aber aus den Reihen der Hirten- nur Schweigen, nur ein Tweet des Papstes, als die Würfel schon fast gefallen waren und von unklarer Bedeutung. Außerdem gab es noch etwas, das  schlimmer war als das Schweigen: ein Interview des Präsidenten der Päpstlichen Akademie für das Leben, Msgr. Vincenzo Paglia, der den Richtern praktisch Recht gegeben hat und der an der Tatsache, daß um den Mord an Alfie zu rechtfertigen, im ersten Urteil Worte des Papstes instrumentalisiert wurden, nichts auszusetzen hatte.





Dann haben- wir haben darüber berichtet- Alfies Eltern schließlich im Vatican um diplomatisches Asyl gebeten und dem Papst einen persönlichen Brief geschrieben, aber sie sind keiner Antwort gewürdigt worden.
Schlimmer: Thomas Evans, Alfies Vater hat mehrfach die Nuntiatur angerufen, um Informationen zu bekommen, aber er wurde immer abgewimmelt.
Sicher, ein teilweise mildernder Faktor ist, daß die Bewegung, die es  zwischen dem Staatssekretariat und der Nuntiatur gab, durch das Verhalten der englischen Kirche- ein absolutes Schweigen- entmutigt wurde.

Nichts von Msgr. Malcolm McMahon, dem Bischof von Liverpool, der Stadt, in der sich das Geschehen abspielt, nichts vom englischen Primas, Kardinal Vincent Nichols.
In dieser Woche haben wir tagelang versucht, sie ans Telefon zu bekommen, ihnen diverse Botschaften per e-mail geschickt, und sie gebeten, ihren Standpunkt zu erklären. Nichts.
Es ist klar, daß sie mit der Entscheidung der Ärzte und Richter einverstanden sind und das müssen sie auch dem Nuntius gesagt haben. Auch für sie ist Alfies Leben nutzlos, auch für sie liegt es in Alfies besten Interesse, zu sterben. Auch wenn sie die Stunde nicht kennen, in der er stirbt, die Stunde, ie diese Geschichte schnell beenden wird, die das Risiko birgt, einige Verlegenheit ausulösen.

Mehr noch als die Grausamkeit eines Staates, der sich unseres Lebens bemächtigt  und entscheidet, ob man geboren werden soll und wann er uns töten soll, ist es diese Verweigerung der Kirche, die uns Angst macht. Bis vor kurzem sah man angesichts all der Ungerechtigkeiten der Menschen, angesichts der unterdrückenden Gewalt der Macht, daß sie wenigstens auf die Unterstützung und den Trost derer zählen konnten, die aus eigener Berufung kein anderes Interesse haben, als das Bild des Menschen und seiner Gottesebenbildlichkeit zu verteidigen: seine Unreduzierbarkeit und seine Würde.

Heute stellen wir mit Schmerz und Beunruhigung fest, daß die Kultur der Todes auch tief in die Kirche eingedrungen ist. das  haben wir schon bei Charlie Gard gesehen, jetzt bei Alfie Evans ist es noch offensichtlicher.
Was sagen Bischöfe und Kardinäle angesichts eines von einem perversen System zu Tode gebrachten Kindes, angesichts der nicht zu leugnenden Bilder einer Vitalität, die man aus Gründen von Lügen über Lügen auslöschen will,  über diese arme Kirche? Und wenn man sich in Rom hinter dem Wandschirm des "therapeutischen Übereifers" versteckt, um das zu rechtfertigen, was auf alle Fälle Euthanasie ist, an wen kann sich ein armer Mensch wenden, der eine höhere Gerechtigkeit als die der Menschen sucht?
Warum verursacht das Recht auf Leben soviele Probleme, daß es -ich sage ja nicht einen Anruf des Papstes - nicht aber doch ein kleines Anzeichen einer Antwort auf die herzliche Bitte um Asyl im Vatican verdiente?

Auch wenn diese Dinge die Schwere der Krise enthüllen, die durch die Kirche hindurch, zur vorherrschenden Mentalität, zur Ideologie der Lebensqualität geworden ist, dominiert von der Angst, der Welt zu schmeicheln, verängstigt durch den Gedanken, sich in Opposition zu ihr zu befinden.
Das ist Verrat, ein Verrat an Gott und deshalb am Menschen."

Quelle: La Nuova Bussola Quotidiana, R. Cascioli

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