Freitag, 3. November 2017

Sandro Magister und der Brief Pater Weinandys

Sandro Magister hat bei Settimo Cielo den Brief des Kapuzinerpaters Thomas Weinandy veröffentlicht und eine Folgen kommentiert.
Hier geht´s zum Original:  klicken

"EIN THEOLOGE SCHREIBT AN DEN PAPST: "IN DER KIRCHE IST CHAOS UND SIE SIND DER GRUND"


Thomas G.Weinandy gehört zu den bedeutendsten Theologen und lebt in Washington im Kolleg der Kapuziner, dem Franziskaner-Orden, zu dem er gehört. Er ist Mitglied der Internationalen Theologen-Kommission, der Kommission, die Paul VI der Glaubenskongregation an die Seite gestellt hat, um die Crème de la Crème der Welttheologen zur Verfügung zu haben. Seit 2014 ist er Mitglied dieser Kommission - berufen von Papst Franziskus*.

Im vergangenen Mai - als er bei einem Treffen der Kommission in Rom war - keimte bei ihm der Gedanke auf, einen offenen Brief an Franziskus zu schreiben, um sich ihm wegen einer Unruhe anzuvertrauen, die nicht nur er verpürt, sondern die von vielen geteilt wird, über das wachsende Chaos in der Kirche, die - wie er es sieht - zu großen Teilen von keinem anderen als dem Papst verursacht worden ist.

Er hat lange gebetet, einschließlich am Grab Petri. Er bat Jesus ihm zu helfen, sich zu entscheiden  ob er den Brief schreiben sollte oder nicht und ihm ein Zeichen zu geben.... und das Zeichen kam am nächsten Tag - identisch mit dem. um das er im Gebet gebeten hatte - wie er hier erklärt:

        "Es gab keinen Zweifel mehr, daß Jesus wollte, daß ich schreibe"

Derart vom Himmel unterstützt, hat Fr. Weinandy den Brief geschrieben. Er schickte ihn Mitte des Sommers an Papst Franziskus. Und heute, am Fest Allerheiligen, hat er ihn beim amerikanischen InformationsportaCrux veröffentlicht und sofort danach in vier Sprachen bei Settimo Cielo.

Pater Weinandy hat an zahlreichen Universitäten in den USA gelehrt, 12 Jahre lang in Oxford und in  Rom an der Päpstlichen Gregoriana-Universität.
9 Jahre lang war er leitender Direktor des Doktrin-Sekretariates der us-amerikanischen  Bischofskonferenz.


Hier folgt der Brief:

"Eure Heiligkeit,
Ich schreibe diesen Brief mit Liebe für die Kirche und ernstem Respekt für Ihr Amt. Sie sind der Stellvertreter Christi auf Erden, der Hirte seiner Herde, der Nachfolger Petri und somit der Felsen, auf dem Christus seine Kirche bauen will. Alle Katholiken, Klerus und Laien gleichermaßen müssen mit kindlicher Loyalität und in der Wahrheit begründetem Gehorsam auf Sie blicken.
Die Kirche wendet sich an Sie im Geist des Glaubens- mit der Hoffnung, daß Sie sie in Liebe führen werden.

Dennoch, Heiligkeit, markiert eine chronische Verwirrung Ihr Pontifikat. Das Licht des Glaubens, der Hoffnung und Liebe ist nicht abwesend, aber wird zu oft durch die Unklarheit Ihrer Worte und Handlungen verdunkelt. Das nährt bei den Gläubigen ein wachsendes Unbehagen. Es stört ihre Fähigkeit zur Liebe, Freude und zum Frieden. Erlauben Sie mir, einige kurze Beispiele anzuführen.

Zuerst ist da das umstrittene Kapitel 8 von "Amoris Laetitia". Ich muß meine eigenen Sorgen über seinen Inhalt nicht mitteilen. Andere, nicht nur Theologen, sondern auch Kardinäle  und Bischöfe haben das schon getan. Die Hauptquelle der Sorge ist die Art Ihrer Lehre.
In "Amoris Laetitia"  scheint Ihre Unterweisung zu Zeiten absichtlich mehrdeutig zu sein und so sowohl zu einer traditionellen Interpretation der Katholischen Lehre zu Ehe und Schweidung einzuladen als auch dazu, auf eine Änderung dieser Lehre zu schließen.

Wie Sie weise feststellen, sollten Hirten Menschen in irregulären Ehen begleiten und ermutigen; aber die Mehrdeutigkeit darüber, was diese "Begleitung" wirklich bedeutet, bleibt bestehen.
Einem solchen - wie es aussieht absichtlichen - Mangel an Klarheit zu lehren, droht gegen den Hl. Geist zu sündigen, den Geist der Wahrheit. Der Hl. Geist ist der Kirche gegeben und besonders Ihnen, um Irrtümer zu zerstreuen und nicht, um sie zu fördern. 
Außerdem - nur wo Wahrheit ist, kann authentische Liebe sein, weil die Wahrheit das Licht ist, das Frauen und Männer von der Blindheit der Sünde befreit, einer Dunkelheit, die das Leben der Seele tötet,
Dennoch scheinen Sie, jene, die Kapitel 8 von "Amoris Laetitia" in Übereinstimmung der Kirchentradition interpretieren, als pharisäische Steinewerfer, die einen erbarmungslosen Rigorismus verkörpern, zu beurteilen und sogar zu verhöhnen.
Diese Art Verunglimpfung ist der Natur des Petrinischen Amtes fremd. 
Einige Ihrer Berater scheinen sich bedauerlicherweise in ähnlichen Aktionen zu engagieren.
Solches Benehmen erzeugt den Eindruck. daß Ihre Ansichten eine genaue theologische Überprüfung nicht überstehen können und deshalb durch Argumente "ad hominem" gestützt werden müssen.

Zweitens - zu oft scheint Ihr Betragen die Wichtigkeit der Kirchenlehre herabzuwürdigen.
Wieder und wieder zeichnen Sie die Doktrin als tot und papiern und weit entfernt von den pastoralen Sorgen des Alltagslebens. Ihre Kritiker wurden - mit ihren eigenen Worten - beschuldigt, die Lehre zu einer Ideologie zu machen. Aber es ist eben genau die Christliche Lehre, einschließlich der feinen Unterscheidungen bezüglich der zentralen Glaubensinhalte, wie der Trinitarischen Natur Gottes; der Natur und dem Ziel der Kirche; der Inkarnation; der Erlösung; und der Sakramente, die die Menschen von weltlichen Ideologien befreien und sicherstellen, daß sie wirklich das authentische, lebensspendende Evangelium predigen und lehren. 
Diejenigen, die die Doktrinen der Kirche entwerten, trennen sich selbst von Jesus, dem Autor der Wahrheit.
Was sie dann besitzen - und nur besitzen können - ist eine Ideologie, eine die konform ist mit der Welt der Sünde und des Todes.

Drittens können gläubige Katholiken nur über Ihre Wahl mancher Bischöfe befremdet sein, Männer die nicht nur offen zu sein scheinen für jene, die Ansichten vertreten, die dem Chistlichen Glauben entgegen stehen, sondern sie unterstützen und verteidigen. Was ein Skandal für die Gläubigen und sogar für einige Bischöfe ist, ist, daß Sie nicht nur solche Männer zu Hirten der Kirche berufen haben. sondern, daß Sie auch angesichts ihres Lehrens und ihrer pastoralen Praxis zu schweigen scheinen.
Das schwächt den Eifer der vielen Männer und Frauen, die lange Zeit die authentische Katholische Lehre verfochten haben, oft unter Bedrohung der eigenen Reputation und des eigenen Wohlbefindens. Als Resultat davon verlieren viele der Gläubigen, die den "sensus fidei" verkörpern, das Vertrauen in unseren Obersten Hirten.

Viertens - die Kirche ist ein Leib, der Mystische Leib Christi, und Sie sind vom Herrn selbst beauftragt, ihn durch ihre Einheit zu fördern und zu stärken. Aber Ihre Handlungen und Worte scheinen oft das Gegenteil anzustreben. Zu einer Form der "Synodalität" zu ermutigen, die unterschiedliche doktrinale und moralische Optionen immerhalb der Kirche zu fördern, kann nur zu weiterer theologischer und pastoraler Verwirrung führen. Eine solche Synodalität ist nicht weise und arbeitet der kollegiale Einheit unter den Bischöfen entgegen.

Heiliger Vater, das bringt mich zu meiner letzten Sorge. Sie haben oft über die Notwendigkeit für Transparenz in der Kirche gesprochen. Sie haben oft - besonders während der Synoden - alle ermutigt, besonders die Bischöfe, ihre Meinung zu sagen und keine Angst davor zu haben, was der Papst denkt. Aber haben Sie bemerkt. daß die Mehrheit der Bischöfe in aller Welt bemerkenswert still sind? 
Warum ist das so? 
Bischöfe lernen schnell und was viele in Ihrem Pontifikat gelernt haben, ist nicht, daß Sie für Kritik offen sind, sondern daß sie sie übelnehmen. Viele Bischöfe schweigen, weil sie Ihnen gegenüber loyal sein möchten - und deshalb äußern sie die Sorgen, die Ihr Pontifikat auslöst nicht - zumindest nicht öffentlich; privat ist das anders.
Viele haben Angst, daß sie, wenn sie ihre Meinung sagen, an den Rand gedrängt werden oder Schlimmeres.

Ich habe mich oft selbst gefragt: "Warum hat Jesus das alles passieren lassen?" Die einzige Antwort, die einem dazu einfällt, ist, das Jesus zeigen will, wie schwach der Glaube vieler innerhalb der Kirche ist, sogar bei zu vielen ihrer Bischöfe. 
Ironischerweise hat Ihr Pontifikat jenen, die schädliche theologische und pastorale Ansichten vertreten, die Erlaubnis und das Vertrauen gegeben, ans Licht zu kommen und ihre zuvor verborgene Dunkelheit freizulegen, Wenn sie diese Dunkelheit erkennt, wird sich die Kirche demütig selbst erneuern müssen und so in Heiligkeit weiterwachsen.

Heiliger Vater, ich bete unablässig für Sie und werde das weiterhin tun. Möge der Hl. Geist Sie ans Licht der Wahrheit und zum Leben der Liebe führen, so daß Sie die Dunkelheit zerstreuen können, die jetzt die Schönheit der Kirche Jesu verbirgt."

Mit freundlichen Grüßen in Christus

Thomas G. Weinandy, O.F.M., Cap.
July 31, 2017

* vorher war er bereits von Papst Benedikt XVI in diese Kommission berufen worden 

Quelle: Settimo Cielo, S. Magister

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