Fortsetzung.....
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Ansturm auf das "Nichturteilen"
Datiert am Fest des Hl. Josephs und dem Jahrestag der Inauguration von Papst Franziskus wurde Amoris Laetitia am 8. April  veröffentlicht. Das ging sehr schnell. Obwohl es das längste päpstliche Dokument ist, das in der Geschichte der Kirche je veröffentlicht wurde, gelangte der erste Entwurf schon Anfang Dezember vom Päpstlichen Haushalt zur Glaubenskongregation, knapp 6 Wochen nach Beendigung der zweiten Synode.
Angesichts der Tatsache, daß solche postsynodalen apostolischen Exhortationen oft zwei Jahre nach der entscheidenden Synode erscheint, war die Eile ein so langes und so komplexes Dokument in die Druckerei zu bringen bemerkenswert. Es bedeutet, daß ausgedehnte Beratungen für den Entwurf vermieden wurde.

Was also sagt  Amoris Laetitia?  Papst Franziskus hat deutlich vorgeschlagen, daß das, was die Kirche in der Vergangenheit gelehrt hat, nicht länger gilt. Aber- dem Stil des Schlußdokumentes der Synode folgend lehrte es nicht ausdrücklich und erwähnte die Hl. Kommunion für "irreguläre Paare" nicht ausdrücklich.

Wie ich damals schrieb: "von den ersten Seiten von "Amoris Laetitia"  bis zur letzten, müht sich die Exhortation darum, zu erklären, was sie nie erklärt: daß die Lehre über die Ehe und die Hl. Kommunion sich ändern können. Und de facto ist die kritischste Zeile zu dieser Frage in einer Fußnote versteckt, fast so, als ob die Herausgeber hofften, daß niemand sie bemerken würde.
Könnte es sein. daß die ausdrückliche Lehre der drei vorhergehenden apostolischen Exhortationen und des Katechismus durch eine Exhortation, die das Thema nicht ausdrücklich anspricht?
Wenn der Hl. Vater und andere darauf bestehen, daß keine noch so kleine Lehre vernünftigerweise durch Amoris Laetitia haben sie Recht. Daß der Hl. Vater die Lehre gern ändern würde, kann vernünftigerweise aus Amoris Laetitia abgeleitet werden, aber er lehrt das nicht und das Lesen der päpstlichen Gedanken reicht zur Etablierung einer neuen lehramtlichen Doktrin nicht aus.

Deshalb sagte Kardinal C.Schönborn, Lieblingsinterpret der Exhortation des Papstes bei der Pressekonferenz, bei der Amoris Laetitia vorgestellt wurde, daß die berühmte Fußnote 351 nichts verändern würde.
Sie spreche über "die Hilfe der Sakramente" aber beinhalte keine Veränderung von Familiaris Consortio .
Im darauffolgenden Monat hielt Kardinal Müller, Präfekt der Glaubenskongregation, eine große Ansprache in Madrid, in der er darauf bestand, daß alle Interpretationen von Amoris Laetitia strikt in der Kontinuität sowohl der drei vorhergehenden Exhortationen als auch des Katechismus bleiben müßten. Als Papst Franziskus während einer "fliegenden Pressekonferenz" nach der Fußnote 351 gefragt wurde, sagte er, er könne sich nicht an sie erinnern.

Selektive Fußnoten, fehlende Enzyklika
Amoris Laetitia ist ein seltsames Vorgehen des Herausgebers für ein Dokument von einer präzedenzlosen Länge. Es beginnt nicht direkt ein Streitgespräch und  vermeidet eher eine direkte Diskussion.
Das wird offensichtlich durch die Verwendung von Fußnoten, die sowohl zweideutig als auch mißvertsändlich sind. Mehrere Fußnoten stützen de facto den Text nicht, zu dem sie gehören und zitieren nur Teile der Passagen, um deren einfache Bedeutung zu verdrehen.
Und dennoch ist die erstaunlichste herausgeberische Entscheidung bei Amoris Laetitia nicht die täuschenden Fußnoten, die auftauchen, sondern die Enzyklika die nicht kommt.
Es gibt weder im Haupttext oder auch nur in den Fußnoten einen einzigen Verweis auf Veritatis Splendor.
Die Enzyklika des Hl. Johannes Paul II von 1993 über die Grundlagen der katholischen Morallehre ist das Hauptlehrdokument über das Moralleben seit dem Konzil von Trient.
Veritatis Splendor zu ignorieren ist wie über die Natur der Kirche zu schreiben, und sich dabei nicht auf die dogmatische Konstitution des II.Vatianischen Konzils "Lumen Gentium" zu beziehen.
Der Grund für dieses beuruhigende Auslassen liegt auf der Hand.
Während es vielleicht möglich ist, den allgemeinen Zugang von Amoris Laetitia  mit Familiaris Consortio in Einklang zu bringen (siehe die Buenos Aires-Leitlinien), steht der Zugang zum Moralleben, wie ihn Amoeris Laetitia vorschlägt mit der Lehre von Veritatis Splendor auf Kriegsfuß.
De facto warnt der dritte Teil von Veritatis Splendor mit dem Titel: "Damit das Kreuz Christi nicht seiner Macht entleert werde" genau vor der Ansicht, die Forderungen der Morallehre seien zu schwierig und könnten mit Hilfe der Gnade Gottes nicht gelebt werden.
Kapitel 8 von Amoris Laetitia scheint genau das zu sein, was der Hl. Johannes Paul II im Sinn hatte, als er Veritatis Splendor schrieb. Es scheint das Kreuz Christi seiner Macht zu berauben.
Die Ghostwriter von Amoris Laetitia haben Papst Franziskus überzeugt, daß es besser sei so zu tun, als sei Veritaris Splendor nie geschrieben worden. Das war ein Fehler (siehe die dubia)





Das Lehramt der Schläue
Nach den Verlautbarungen der Kardinäle Schönborn und Müller im Frühling, sah es so aus, als habe Amoris Laetitia den Status Quo aufrecht erhalten, außer das jene Hirten, die Familiaris Consortio und den Katechismus ignorierten, das jetzt tun würden und behaupten, daß es das war, was Papst Franziszkus wirklich wollte, obwohl er das nicht sagte.
Über den Sommer kam dann das passende Resultat der absichtlichen Zweideutigkeit. Die deutschen Bischöfe sagten, daß die in irregulären Verhältnissen Lebenden die Sakramente empfangen könnten. Die Polnischen Bischöfe sagten, daß sie das nicht könnten. Der Vatican griff nicht ein, um Klarheit zu schaffen.
Es schien Bemühungen zu geben, die ganze Sache hinter sich zu bringen. Kurz bevor er zum Weltjugendtag im Krakau des Hl. Johannes Pauls II aufbrach, sagte Papst Franziskus in seiner Video-Boschaft, er freue sich darauf, der Jugend der Welt symbolisch Amoris Laetitia zu übergeben.
Als er dann nach Polen kam, ließ man diese Idee fallen und der gesamte Weltjugendstag fand statt ohne auch nur einen einzigen Hinweis auf Amoris Laetitia durch den Hl. Vater.

Statt dessen wählte Papst Franziskus etwas Geheimnisvolleres. Man arrangierte, daß die Bischlfe von Buenos Aires Leitlinien zur Umsetzung von Amoris Laetitia verfaßten und die an den Papst schickten. Er schrieb ihnen dann einen privaten Brief, in dem er ihnen zustimmte und hinzufügte, daß es "keine andere Interpretation gäbe".
Das war das Lehramt der Schläue- außer daß zweideutige lehramtliche Dokumente nicht offiziell durch private Papstbriefe klargestellt werden können, die dann von der Umgebung des Papstes an die Presse "geleakt" werden.
Was schlagen die Buenos-Aires-Leitlinien vor? Nur den engst möglichen Weg und etwas, was von der ursprünglichen These Kardinal Kaspers sehr weit entfernt ist. Die Bischöfe folgen im Grunde einem Vorschlag von Professor Rocco Buttiglione, einem Mitarbeiter Johannes Pauls II, den Kardinal Blase Cupich von Chicago preist.

Buttiglione konstruiert den Fall einer Person, der auf die eheliche Beziehung verzichten möchte, was aber den anderen Partner dazu bewegen würde, die irregluäre Beziehung zu verlassen, vielleicht zum Schaden der Kinder. In diesem Fall wünscht  dieses Person das sündige Verhalten nicht und ist deshalb dessen nicht schuldig. Dennoch ist dieses Argument nicht neu und auch nicht wirklich das, was Amoris Laetitia vorzuschlagen scheint. Das ist ein seit langem schon von Beichtvätern akzeptierter Weg für ehelichen Situationen, in denen z.B, einer der Partner auf Empfängnisverhütung verzichten möchte, während der andere darauf besteht.

Kardinäle fordern Klarheit
Wenn offizielle Texte unklar sind, gibt es seit langem die Praxis an die kompetenten Autoritäten Fragen zur Klärung einzureichen- dubia- . Das geschieht oft wegen liturgischer Themen. Kann ein Hirte bestimmen, daß seine Gemeinde die Hl. Kommunion nur in die Hand oder in den Mund empfängt? (Nein)
Im September haben vier Kardinäle dem Hl. Vater  5 Fragen (dubia) übermittelt und ihn gebeten, klar zu stellen, daß die Lehre von Familiaris Consortio und Veritatis Splendor durch Amoris Laetitia nicht geändert worden sind.
Interessanterweise beschäftigt sich nur eine der 5 Fragen mit diesem Thema, während 4  sich mit dem befassen, was Amoris Laetitia verweigert- besonders Veritatis Splendor.
Im November, nachdem der Hl.Vater beschloss auf die dubia nicht zu antworten, haben sie sie öffentlich gemacht und einen Feuersturm der Aufmerksamkeit ausgelöst.
Bald nachdem Amoris Laetitia veröffentlicht worden war, wurde vorgeschlagen, daß die Übermittlung von dubia an den Hl. Vater oder die Glaubenskongregation helfen könnte, die Unklarheiten zu beseitigen.
Ein Kardinal, der die dubia eventuell unterzeichnen sollte, wies dieses Unterfangen im Mai zurück.
Was hat sich geändert?
Das haben die Kardinäle nicht gesagt, aber zwei Entwicklungen, die während des Sommers eintraten, könnten das bewirkt haben. Zuerst die widersprüchlichen Richtlinien verschiedener Bischöfe. Dann die Buenos-Aires-Eröffnung, die Presseleaks privater Briefe als eine Art Ersatz-Lehramt nutzte. (Ersatz steht in deutsch im Originaltext). Das bedrohte das Gewicht der lehramtlichen Autorität der Kirche selbst, ein Manöver, das eher zu den Machenschaften politischer Spin-Doktoren paßte als zu einer verwantwortlichen Ausübung der kirchlichen Lehrautoirirtät. Wie Kardinal Burke Raymond Arroyo von EWTN erzählte,:ein weltlicher Geist ist in die Kirche eingedrungen.

Schweigen und Angriff
Man könnte die dubia der vier Kardinäle wie den Botengang eines Narren betrachten. Sie haben im Klarheit gebeten für ein Dokument, daß absichtlich zweideutig geschrieben worden ist. Sie haben gefragt, ob moeris Laetitia mit Veritatis Splendor kompatibel ist, wenn ersteres so geschrieben wurde als gäbe es das zweite nicht. Sie haben ün Bestätigung gebeten, daß die traditionell Doktrin zu Ehe und Sexualität noch gilt. obwohl der gesamte Synoden-Prozess durch den Wunsch gesteuert wurde, Themen der Lehre so gut wie möglich zu vermeiden.
Und so war es nicht überraschend, daß der Hl. Vater es vorzog, nicht direkt auf die Fragen der KArdinäle zu antworten.
Es gibt allerdings andere Wege, auf denen ein Papst indirekt sprechen kann, üblicherweise durch seine Hauptmitarbeiter.
Am bemerkenswertesten im Jahr von Amoris Laetitia sind die Stimmen, die verstummt sind.
Die üblichen Stimmen, von denen man weitere Erklärungen zum Streit um Amoris Laetitia erwartete, haben wir nicht gehört. Die Glaubens- und die Liturgie-Kongregationen - die für die angesprochenen Fragen betroffenen - haben kein Wort zur Unterstützung von Amoris Laetitia geäußert.
Der offizielle Pressesprecher des Papstes, Greg Burke, hat der Lehre von Amoris Laetitia breiten Raum gegeben und versucht, möglichst zu vermeiden, sich in der Frage die die Presse vor allem beschäftigt, verw
Rund um die Welt, während es sowohl positive als auch kritische Stimmen gab, waren die Normen von den Bischöfen in der Substanz nahe am Nichts. Genau wie Amoris Laetitia vorgibt, daß Veritatis Splendor nicht existiert, hat vielleicht die Mehrheit der Bischöfe eine ähnlich praktische Lesart von Amoris Laetitia gewählt, sie tun so als existiere Kapitel 8 nicht.

Die entschiedenste Unterstützung kam dann vom Zweitsprecher der sich nicht zu gut war, die Motive und den Glauben derer anzugreifen, die gegen Amoris Laetitia opponieren. Der inoffizielle aber autorisierte Sprecher des Hl. Vaters, der Jesuit Pater Antonio Spadaro, hat über die, die Fragen gestellt haben, geschrieben und getwittert, " sie wollten Schwierigkeiten und Teilung erzeugen" und unterstellt, daß die "dubia der Kardinäle nicht ernsthaft nach Antworten suchten,"

Der Biograph des Hl. Vaters Austen Ivereigh ging noch weiter, indem er die, die fragen, ob Amoris Laetitia Veritatis Splendot widerspricht, Dissidenten nennt, [....] die die Legitimität der Regierung des Papstes in Frage stellen."

Jene, die ihre Sorge darüber vernünftig äußern, daß Amoris Laetitia eine Anpassung an die sexuelle Revolution sucht, den Worten Christi im Evangelium widerspricht, werden verächtlich abgetan. "Sogar wenn sie darauf bestehen, daß eine Debatte geführt werden muß, ein Problem zu lösen ist, verläßt der Zug den Bahnhof und sie bleiben auf dem Bahnsteig zurück winken mit den Armen."

Ivereigh argumentiert, daß die Debatte um Amoris Laetitia, auch wenn sie durch Ungeneauigkeit und gegensätzliche Interpretationen umgeben ist, vorbei sei und die Kirche sich weiter bewegen muß.
Warum diese Hast bei einem Dokument, das weniger als ein Jahr alt ist?
Weil je länger Amoris Latitia untersucht wird und in der Diskussion bleibt, desto klarer wird, daß die Argumente der Kritiker- wohl entwickelt in der Tradition der Kirche- ebenso fundierte Antworten erfordern.

Bis jetzt haben die Verteidiger von Amoris Laetitia außer unbewiesene Behauptungen und Apelle an die Autorirtät keine Argumente geliefert. Ohne überzeugende Argumente, die zeigen, warum Amoris Laetitia
Veritatis Splendor nicht unterläuft, was es auf den ersten Blick tut, bleibt das Angreifen derer, die Fagen stellen, nur eine kurzlebige politische Taktik.
Das Lehramt wird auf Dauer nicht durch solche Taktiken geformt.
Wir leben aber dennoch mit den unmittelbaren Auswirkungen, die solche Taktiken haben.
Das Jahr nach dem Jahr von Amoris Laetitia wird deshalb eines von mehr Bitterkeit und Teilung sein, in dem jene, die dem Papst nahe stehen, die Integrität jener in Frage stellt, die darauf bestehen, die tatsächlich darauf bestehen, daß das Kreuz Christi seine Macht nicht verloren hat und -tatsächlich- bleibt, was die Freude der Liebe möglich macht, sogar im 21. Jahrhundert.

Quelle: Pater R.de Souza, 




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is editor in chief of Convivium magazine.