Mittwoch, 30. November 2016

Parallelen zwischen der aktuellen Lage nach Amoris Laetitia und der Arianischen Krise. Fortsetzung.

Fortsetzung  der Überlegungen von Claudio Pierantoni zur Parallele zwischen der Arianischen und der Kasperianischen (wie er sie zu Recht nennt) Krise.
Hier geht´s zum Original:  klicken

".....Es ist klar, daß die Reue, um die sich hier gesorgt wird, auf keine Weise mit der neuen in Gegenwart einer zuvor gesetzlichen Verbindung verbunden ist, sondern statt dessen: a) mit dem Verhalten in der vorigen Krise b) den Konsequenzen (nicht weiter klar definiert) für die neue Verbindung, die Familie und für die Gemeinde.

Es ist daher klar, daß das Dokument über diese Fälle hinaus Druck aufbauen will, in denen es eine subjektive Sicherheit der Ungültigkeit des vorigen Bundes, Fälle von Unwissenheit, Schwierigkeiten beim Verstehen, höherer Gewalt oder einer angenommenen Unfähigkeit gibt, das Gesetz zu befolgen.

Jetzt ist auch ausreichend klar gemacht worden, daß das geltende Maß für ein Urteil über die Rechtmäßigkeit einer neuen Verbindung letztendlich ihr praktischer Erfolg ist, das sichtbare Glück- wie das Fehlen davon und das Nichtglücklichsein gegen die vorgehende Ehe spricht, diese vorausgesetzte "Rechtmäßigkeit" ist offensichtlich eine Grundvoraussetzung für das Empfangen der sakramentalen Absolution und der Eucharistie.

Die unausweichliche Konsequenz daraus ist, daß die vorhergehende Ehe  jetzt ausdrücklich -aber auch öffentlich- als folgenlos angesehen und deshalb aufgelöst betrachtet wird; deshalb stellen wir fest, daß die Ehe durch diese Art der "pastoralen Sorge" de facto für auflösbar erklärt wird. Deshalb ist de facto- obwohl die Kirche fortfährt in Worten die Unauflöslichkeit der Ehe zu beteuern- die Scheidung eingeführt worden.

Es ist ebenso klar. daß das, wenn das Erfolgreichsein der neuen Ehe ausreicht, um ihre Rechtmäßigkeit zu etablieren, praktisch alle Fälle einer zweiten Ehe rechtfertigt.
Sollte auch die neue Ehe als erfolglos betrachtet werden, gäbe es de facto also keinen Grund,sie zu rechtfertigen und man wäre- in der Hoffnung auf einen größeren Erfolg-für eine weitere Ehe offen.
Das und sonst nichts ist genau die Logik der Scheidung.

Daraus kann man weiter ableiten, daß die Diskussionen von Fällen, die wir als "die mittlere" bezeichnen, besonders die, die zwischen der traditionellen Position und der breitesten Interpretation, wie wir schon sagten-auf alle Fälle anwendbar ist, während sie auf  der einen Seite vielen Gemäßigten erlaubt, sich in der einen oder anderen Gradualität wieder zu erkennen und deshalb einen bestätigende Wirkung hat, sie auf der anderen Seite- in praktischen Worten- letztlich ohne größere Bedeutung ist.
Im Kern -liefert das Dokument in seiner allgemein gehaltenen Formulierung Carte blanche, um die große Mehrheit realer Situationen auf der Basis ziemlich einfacher Kriterien und in Übereinstimmung mit der vorherrschenden Mentalität unserer Zivilisation zu entscheiden: mit anderen Worten- um das noch einmal zu wiederholen- in perfekter Übereinstimmung mit der Scheidungsideologie.

Wenn wir zu unserer Parallele zurück kehren, kommt einem lebhaft die Politik von Kaiser Konstantin in den Sinn, ausreichend allgemein gehaltene Worte zu finden, mit dem Ziel möglichst vielen zu gefallen. Die allgemeine Natur der Formulierung "wie der Vater- nach der Schrift" stimmt perfekt mit dem allgemeinen Charakter von "in gewissen Fällen können die Sakramente gespendet werden" überein [....], die wir im aktuellen Dokument finden. Theoretisch kann man darin jeden Standpunkt wiederfinden.

Als Konsequenz sind die Situationen auch angesichts ihrer praktischen Folgen analog, Ebenso hatte fast der gesamte Episkopat des Reiches die Formulierung von Rimini-Konstantinopel der Jahre 359-60 unterschrieben und wie heute, wo auch die große Mehrheit des Episkopates das neue Dokument kommentarlos akzeptiert hat -obwohl sie sich dessen bewußt waren, daß es de facto eine Reihe von Standpunkten legitimiert, die untereinander inkompatibel sind und einige offen häretisch.

Heute beruhigen viele Bischöfe und Theologen ihre Gewissen, indem sie sowohl öffentlich als auch vor sich selbst versichern, zu sagen, "in gewissen Fällen können wiederverheiratete Geschiedene die Sakramente empfangen" in sich selbst nicht  falsch und in der Hermeneutik der Kontinuität und Übereinstimmung mit dem vorhergehenden Lehramt ist. Auf die gleiche Weise glaubten die Bischöfe in der Antike, daß es in sich nicht falsch sei, zu sagen "der Sohn ist dem Vater gleich-nach der Schrift."

Sicher kann man in beiden Fällen -trotz des breiten Spektrums an Positionen, die Formulierungen erkennen kann- ob sie nun isoliert betrachtet wird und zur selben Zeit im Kontext der entsprechenden Dokumente, daß die Orthodoxe Position-die wirkliche, die mit dem vorhergehenden Lehramt übereinstimmt- genau die Position ist, die ausdrücklich ausgeschlossen wurde.[....]

Im Fall von Amoris Laetitia:
"-durch das Dementieren der Forderung von "Familiaris Consortio"  nach Abstinenz von der Kohabitation "more uxorio"  als Voraussetzung für die Zulassung zu den Sakramenten.
- durch die Eliminierung der klaren Grenzen zwischen Sicherheit des Gewissens und den sakramentalen kirchlichen Regeln.
-durch einen abwegigen Gebrauch des Gebotes Evangeliums zur Barmherzigkeit und dem Nicht-verurteilen-die sie zur Unterstützung ihrer Behauptung aufrufen, daß es nicht möglich ist, in der Kirche eine allgemeine Tadelstrafe über spezifisch, objektiv rechtswidrige Verhaltensweisen zu verhängen.
-und last but not least durch harsche Kritik an den angeblich "Engstirnigen" und "Heuchlern" die darauf abzielen, präzise juristische Regeln zur Beurteilung individueller Fälle zu beschwören, die statt dessen -nach dem Dokument- der strikten persönlichen Differenzierung und Führung überlassen werden sollten.





Also trotz der guten Absicht ein hermeneutisches Prinzip, das sicher gültig ist,- das der Kontinuität mit früheren Dokumenten zu respektieren-,besteht das Risiko, ein noch wichtigeres und offensichtliches Prinzip zu übersehen: den unmittelbaren Zusammenhang in dem ein Vorschlag formuliert wird.

Wenn man die individuellen Versicherungen in "Amoris Laetitia" nicht isoliert liest, sondern im vollen Kontext und das Dokument in seinen unmittelbaren historischen Kontext stellt, entdeckt man leicht, daß der generelle Geist, der es erfüllt- hauptsächlich der der Scheidung ist,  an die sich der heute sehr verbreitete Gedanke anschließt, keine klaren Grenzen zwischen einer rechtmäßigen Ehe und eine irregulären Verbindung zu ziehen. [....]

II Parallele zur laufenden Krise- in der historischen Entwicklung
Vom Gesichtspunkt der historischen Entwicklung der Häresie muß man eine offensichtliche Parallele feststellen: vorbereitet in der zweiten Hälfte des 3. Jahrhunderts, trat die Arianische Häresie zu Beginn des 4. Jahrhunderts offen ans Licht. Einmal im Offenen, wurde sie vom Konzil von Nicäa verdammt, eine Verdammung, die aber im Osten weitgehend zurückgewiesen wurde.

Obwohl die Zurückweisung von Nicäa zuerst moderater war und der reine Arianismus nur als das kleinere Übel toleriert wurde. Schritt für Schritt jedoch erlaubte ihm, die Toleranz an Stärke zuzunehmen-bis zu dem Punkt, daß er unter den günstigen politischen Umständen und auch durch ihre Überlegenheit bei politischen Manövern mächtig wurde.
Nachdem er aber an Macht gewonnen hatte, fühlte er nichtsdestoweniger die Notwendigkeit, sich zu 
verbergen, sich nicht klar und direkt auszudrücken sondern indirekt und sich auf Druck und politische Einschüchterung zu verlassen. Die Tatsache aber, daß sich eine Minorität einer ängstlichen und unentschlossenen Mehrheit aufzwingen konnte, setzte sie einer viel stärkeren und klareren Verwechslung durch den orthodoxeren und aufmerksameren Teil des Episkopates aus, der sich schrittweise aber unausweichlich auf die endgültige Niederlagen in den folgenden zwei Jahrzehnten vorbereiteten.

Analog -im Hinblick auf die laufende Häresie-die wir nach ihrem Hauptförderer als die "Kasperianische" bezeichnen können-, waren wir Zeugen ihrer langsamen Vorbereitung in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts.
Einmal öffentlich geworden, wurde sie durch Dokumente von Johannes Paul II, wie "Veritatis Splendor" und "Familiaris Consortio"  verdammt.
Diese Dokumente wurden mehr oder weniger offen und radikal von Teilen des Episkopates und gelehrten Theologen zurück gewiesen und die orthodoxe Praxis wurde durch große und wichtige Teile der katholischen Welt mißachtet.
Diese Zurückweisung wurde extensiv in Theorie und Praxis toleriert. So konnte sie Kraft gewinnen, bis zu dem Punkt, daß sie angesichts der günstigen politischen und kirchenpolitischen Umstände-eine Machtstellung erlangen konnte.
Jedoch- obwohl an der Macht-wird die Häresie nicht frank und frei ausgesprochen sondern durch synodale Aktivitäten (2014-2015) die nicht ganz klar sind, und in einem apostolischen Dokument resultierte, das für seine Windungen exemplarisch ist.
Aber die bloße Tatsache, daß diese Position in einem Lehramt-Dokument auftaucht, ruft jetzt moralische Empörung und eine viel stärkere dynamische intellektuelle Reaktion hervor, indem sie
diejenigen, die über das nötige intellektuelle Rüstzeug  verfügen, aufruft, die orthodoxe Doktrin zu überdenken, um eine tiefere und klarere Formulierung zu erreichen  und definitiv nicht nur die Irrtümer in der Ehelehre zu verdammen,sondern auch alle damit verbundenen Irrtümer , die die sakramentale und moralische Lehre der Kirche infiziert haben.
Das macht es auch möglich- die auf die Probe zu stellen, anzuerkennen und auf viele Arten zu vereinen, die wirklich und fest am depositum fidei festhalten.

Das ist genau der Punkt, an dem wir uns gegenwärtig befinden: es hat zögerlich begonnen und verspricht nicht hindernisfrei abzugehen. Wir können die Dauer nicht vorhersagen, müssen aber die Glaubensgewißheit haben, daß Gott uns diese schwere Krise nicht erlauben würde, wäre sie nicht zum größeren Wohl der Seelen. Es wird sicher der Hl. Geist sein, der uns die Lösung geben und sie diesem Papst oder seinem Nachfolger klar machen wird, vielleicht sogar durch die Einberufung eines neuen Ökumenischen Konzils.
In der Zwischenzeit aber ist jeder von uns -in Demut und Gebet- aufgerufen, sein Zeugnis und seinen Beitrag zu geben. Und der Herr wird sicher jeden von uns zur Rechenschaft ziehen.

Quelle: www.chiesa, Claudio Pierantoni, S. Magister


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