Donnerstag, 14. Juli 2016

Die Heiligen des Weltjugendtages in Krakau


Miguel C. Samperi zeichnet bei aleteia das Leben und Wirkenvon Kardinal Wyszynski nach. Dem polnischen Primas, der Polen und die Kirche durch die Zeiten der totalitären Systeme führte.
Hier geht´s zum Original: klicken


"Er war es, der heroisch die Kirche und die polnischen Gläubigen vor der Verfolgung und vor den Einmischungen der kommunistischen Regierung rettete. "

"DIE HEILIGEN DES WJT 2016. KARDINAL WYSZYNSKI,  DER DIE KIRCHE IN POLEN
  VOR DEM KOMMUNISTISCHEN FUROR RETTETE"

"Kein europäisches Land ist in den letzten drei Jahrhunderten so zerrissen und zerfleischt worden wie Polen." (A.M. Sicari)

Auf besondere Weise haben die beiden totalitären Regimer, die die Welt im 20. Jahrhundert gequält haben, gewaltsam über der polnischen Nation getobt, die Opfer des Nazi-Terrors und des kommunistischen Furors wurde.


Besonders die Kirche mußte mit  den verheerenden Schäden, der Zerstörung der Kultstätten, der Unterdrückung der religiösen Orden, der Verfolgung der Gläubigen und der Deportation und Ermordung zahlreicher Mitglieder des Klerus, Mönchen und Nonnen, Priestern und Bischöfen einen hohen Preis bezahlen.
Angesichts dieses dramatischen Panoramas kann man sich leicht fragen, wie die polnische Kirche überleben konnte und mit solchem Heldenmut bis heute eine der vitalsten kirchlichen Realitäten Europas sein, die der Welt viele Früchte von Konversion und Heiligkeit schenkte.
Die Antwort auf diese Frage sollte sich unbedingt auf Kardinal Wyszynski beziehen, der eine wichtige Rolle bei der Rettung der Kirche und der polnischen Nation in der dunkelsten Stunde ihrer Geschichte gespielt hat: die der sowjetischen Besatzung.

Man kann bestätigen, daß Polen die spirituelle Lunge dieses Jubiläumsjahres der Barmherzigkeit, das von Papst Franziskus ausgerufen wurde, geworden ist.
Es handelt sich schließlich um das Geburtsland der Hl. Faustina Kowalska, der Nonne, die Gott gewählt hat, um die Botschaft der Göttlichen Barmherzigkeit zu verbreiten und des Hl. Johannes Pauls II, der sich zum Sprecher dieser speziellen Hingabe machte. Daran schließt sich in diesem Jahr der Weltjugendtag an, der in Krakau gefeiert wird.

Unter den zahlreichen Zeugnissen von Glauben und Heiligkeit, die die polnische Nation anbietet, muß man auf das Werk Kardinal Wyszynskis schauen, der seit 1948 bis zu seinem Tod 1981 in Warschau Primas von Polen war.
Sein Leben ist im Westen nicht genügend bekannt, teilweise auch wegen der Rolle eines anderen polnischen Bischofs - Karol Wojtyla - dessen Andenken in gewissem Sinn, "verdunkelt" wurde, als er zum Papst gewählt wurde,
Aber wenn Johannes Paul II eine äußerst wichtige Rolle bei der Destabilisierung des kommunistischen Systems in Polen spielte, war der, der persönlich kämpfte als Wojtyla noch jung war, Kardinal Wyszynski: er war es, der den Sowjetimperialismus bekämpfte und die Katholische Kirche und die polnischen Gläubigen gegen die Quälereien und die Gewalt, die vom Kommunismus aus Hass auf den Glauben ausgeübt wurde, verteidigte,



Der junge, von den Nazis gesuchte Priester
Stefan Wyszynski wurde 1901 in Zuzela (Dorf im Osten Polens) geboren, in eine große und arme Familie. Sein Vater, der die Madonna von Czestochowa sehr verehrte, war Organist und Sakristan der Pfarrkirche. 1924 wurde Stefan im Alter von 23 Jahren zum Priester geweiht und begann sein Studium des Kanonischen Rechts an der Katholischen Universität von Lublin. Während der Besetzung durch die Nazis  wurde er durch Anordnung seines Bischofs und auf Grund seiner schwachen Gesundheit, gezwungen, das Seminar zu verlassen, in dem er lebte und lehrte.
Er versteckte sich auf dem Lande, wechselte dauernd seine Unterkunft, um dem Netz der Nazis zu entkommen, während er heimlich dort den Gläubigen diente, wo er gerade war.
Die Anordnung des Bischofs, der Wyszysnki nicht ohne zu leiden gehorcht hatte, erwies sich als providentiell: später entdeckte man, daß sich sein Name auf der Liste der religiösen Persönlichkeiten befand, die von der Gestapo als gefährlich angesehen wurden und zur Deportation in die Konzentrationslager bestimmt waren (auf dieser Liste steht auch der Name des Priesters Maximilian Kolbe, der 1941 in Auschwitz starb).
1944, während des Warschauer Aufstandes gegen die deutschen Invasoren, bekleidete Wyszynski die Rolle eines Militärkaplans, half den Verwundeten und stand den Sterbenden bei- sei es den
polnischen oder den deutschen,

1945 am Ende des Zweiten Weltkrieges befand sich Polen in einer kritischen Situation nach unvorstellbaren materiellen Verlusten (in Warschau hatten die Deutschen mehr als 90% aller Gebäude zerstört) und Verlusten an Menschen. Nach dem Verlust von 6 Millionen EInwohnern hatte die Bevölkerung um 1/5 abgenommen. Diese mißhandelte und traumatisierte Nation befand sich einer neuen großen Gefahr gegenüber, die noch einmal ihr Überleben bedrohte: die erzwungene und gewaltsame Installierung eines marxistisch-kommunistischen  Regimes, das dem traditionellen Charakter dieses markant durch die christliche Kultur geprägten Landes so fremd war,

Stalin selbst sagte den berühmten Satz, nach dem den Kommunismus in Polen zu implantieren, etwa so wäre, wie eine Kuh zu satteln: um den marxistischen Atheismus in Polen zu installieren war es nötig, seine nationale Identität und seine christliche Kultur auszuradieren. In diesen extrem schwierigen Zeiten wurde Wyszynsksi - 1946 zum Bischof von Lublin und 1948 von Gneisen und Warschau ernannt. Im Bewußtsein der unter dem Nazismus erlittenen menschlichen Verluste lud er die Widerstandskämpfer ein, die Waffen niederzulegen, um von der zugesagten Amnestie zu profitieren und zu versuchen, zu einem normalen Leben zurückzukehren, 

Was in diesem Moment zählte, war nicht die politische Freiheit sondern das biologische Überleben einer durch den Krieg dezimierten Nation zu sichern. Zu Beginn zeigten die Sowjets ein gewisses Wohlwollen,  sie schlossen ein Abkommen, in dem sie sich verpflichteten, die Religionsfreiheit und die Autonomie der Kirche zu respektieren.
Aber die Regierung hatte keineswegs die Absicht diese Verpflichtung zu erfüllen und sehr schnell begann sie, die patriotischen Gruppen und die Gläubigen zu verfolgen, 
1952 ernannte Pius XII Stefan Wyszynski zum Kardinal, aber die kommunistischen Autoritäten erlaubten ihm nicht, sich den Kardinalshut abzuholen, In dieser Periode begann die harte Repression gegen die polnische Kirche und ihre Aktivitäten: viele Schulen, Krankenhäuser, Zeitungen wurden geschlossen oder von der Regierung übernommen.
Zahlreiche Priester und Ordensleute wurden ohne Prozess eingekerkert und einige von ihnen ermordet. 1953 erließ die kommunistische Regierung ein Gesetz, das die Kontrolle der klerikalen Ernennungen vorsah, indem sie die in der Sowjetunion nach der Revolution durchgeführten Prozesse imitierten.

"Non possumus":  der Brief Wyszynskis gegen die Einmischungen der Regierung
Dieser Frontalangriff gegen die Kirche bezeichnete einen Wendepunkt in den Beziehungen des polnischen Episkopates zur marxistischen Regierung. Kardinal Wyszynski, der bis zu diesem Zeitpunkt, eine konziliante Haltung auf der Suche nach einem modus vivendi mit seinen Gegnern zeigte, schrieb den berühmten Brief - der einmütig vom gesamten Episkopat unterschrieben war und an die Regierung geschickt wurde, was einen der entscheidenden Augenblicke der polnischen Geschiche und des zeitgenössischen Europas darstellte. 

"Wir bekräftigen, daß dieses Dekret von uns nicht als legitim und gültig anerkannt werden kann, weil
es gegen die Verfassung (die die Kultfreiheit anerkennt), das Gesetz Gottes und der Kirche ist. 
Und weiter: sollten wir vor der Alternative stehen, die kirchliche Gerichtsbarkeit zugunsten eines Regierungsinstrumentes aufzugeben oder ein persönliches Opfer zu bringen, werden wir nicht wanken. Wir werden der apostolischen Stimme unserer Berufung und unserem priesterlichen Gewissen folgen: wir werden in innerem Frieden und dem Bewußtsein gehen, keinen Grund für die Verfolgung und das Leiden, das  uns bevorsteht, gegeben zu haben, aus keinem anderen Grund als Christus und seiner Kirche. Wir können die Dinge Gottes nicht auf dem Altar Cäsars opfern! 
Non possumus!"

Der Brief löste wahre Wut bei den Kommunisten aus, die sich bereits der Kontrolle des Landes rühmten, denen es aber nicht gelang, die Katholische Kirche vollständig zu kontrollieren.

Der Primas im Kerker: Gebet und Studium in der Zelle
Kardinal Wyszynski war sich der Reaktion voll bewußt, die diese Erklärung bei der Regierung hervorrufen würde, er war bereit zum Martyrium. In der Nacht des 25. Septembers 1953 wurde der Kardinal von den kommunistischen Machthabern in den Kerker gebracht. Als er das Bischofspalais verließ sagte er einer Nonne, die ihm einen Koffer packen wollte. "Schwester, ich nehme nichts mit. Ich bin arm in dieses Haus gekommen und verlasse es arm."
Er sollte 3 lange Jahre im Gefängnis bleiben und wurde an verschiedene Orte gebracht, mit dem Ziel sein Versteck geheim zu  halten. Nur während des letzten Jahres seiner Gefangenschaft wurde ihm gestattet, in einem Konvent in den Östlichen Karpaten zu leben mit der Möglichkeit Briefe zu schreiben und zu lesen. Er wußte, daß er während seiner Gefangenschaft jederzeit hingerichtet werden konnte, wie es so vielen anderen Gefangenen passiert war.
Dennoch hielt er - ohne den Mut zu verlieren einen klösterlichen Tagesrhythmus ein, mit Gebets-, Studien-, Meditationszeit, einer Zeit für intellektuelle Arbeit, und er stand früh auf, um von jedem Tag maximal zu  profitieren.
In seinen "Nachrichten aus dem Gefängnis" schrieb er: "Heute kann ich der Kirche und dem Vaterland nicht durch meine Arbeit als Priester im Tempel dienen, aber ich kann ihnen durch das Gebet dienen. Und das tue ich praktisch den ganzen Tag."
Seine Wärter versuchten ihm das Leben auf jede Weise schwer zu machen, Gewalt, Täuschungen und Drohungen, aber der Gefangene hörte nicht auf, für sie zu beten: "Sie werden mich auf keine Weise dazu bringen, sie zu hassen." 
Er schrieb noch: "Wir haben die gleiche Verpflichtung, Christus zu bezeugen im Kerker und vor einem Altar." Seine Kerkermeister verzweifelten daran, zu sehen, daß ihre Überredungsmethoden (sie versprachen ihm die Freiheit, wenn er auf seine Rolle als Bischof verzichtete) und die psychologische Folter keinerlei Wirkung erzielten: "Auch wenn ich hier 100 Jahre bleiben müßte, würde ich es nicht tun, weil es gegen mein Gewissen ist."
Er schrieb auch: "Die größte Sünde für einen Apostel ist die Angst; die Angst eines Apostels ist der erste Verbündete seiner Feinde" und weiter :"der Mangel an Mut ist der Anfang der Niederlage für einen Bischof."

Die Befreiung und die diplomatischen Schritte für den Frieden in Polen

1956, nach dem Aufstand gegen das Stalinistische Regime (Aufstand von Posen), befahl der neue polnische Führer Gomulka, um die  Spannungen zu vermindern, dem Gefangenen, nach Warschau zurück zu kehren und seinen Bischofssitz wieder einzunehmen. Wyszynski nahm an, aber nur unter der Bedingung, daß das Dekret zur Ernennung der Bischöfe zurückgenommen, daß die Kultusfreiheit und die Unabhängigkeit der Kirche vom Staat garantiert würden.
Am 28. Oktober kehrte der Primas nach Warschau zurück, und am 8. Dezember wurde das neue Übereinkommen unterschrieben, das die von Kardinal Wyszynski  gestellten Bedingungen enthielt.
Es war der Triumph dessen, der bereit war, sein eigenes Leben zu opfern, bevor er sich mit den Ungerechtigkeiten gegen seine Kirche und ihr Volk abfindet.
Wenn Kardinal Wyszynski vor den Drohungen der Partei eingeknickt wäre, hätte die Kirche schwere Konsequenzen erlitten (wie es in anderen Ländern geschehen war): aber seine unzerstörbare Treue und sein Widerstand erlaubten der polnischen Kirche einen Grad an Autonomie und Freiheit zu bewahren, der im gesamten Sowjetblock beispiellos war.
Kardinal Wyszynski hatte eine wichtige Rolle im Konflikt zwischen der Arbeiterklasse und der kommunistischen Regierung, in dem er einerseits die gerechten Forderungen der Arbeiter unterstützte aber auf der anderen Seite eine friedensstiftende und friedliche Haltung beibehielt, Spannungen abbaute, um Gewaltanwendung zwischen den Parteien zu vermeiden.

Der Tod des Primas: sein Werk ein Beispiel, dem man folgen sollte.
Wyszynski starb am  28. Mai 1981, 15 Tage nach dem Attentat auf Johannes Paul II.
Weil er sich nicht zu seinem Begräbnis begeben konnte, weil er noch rekonvaleszent war, schickte der Hl. Vater einen Brief an das polnische Volk, in dem er  30 Tage der Sammlung und des Gebetes verkündete und dazu einlud, über die Person des unvergeßlichen Primas, Kardinal Wyszynski, zu meditieren, über seine Lehre, seine Rolle in der so schwierigen Periode unserer Geschichte".
Johannes Paul II lud alle ein, den apostolischen Mut des Kardinals nachzuahmen und das von ihm begonnene Werk wieder aufzunehmen: "Die Hirten der Kirche sollen diese Werke mit größter Verantwortung wieder aufnehmen, der Klerus, die Priester, die religiösen Familien sollen sie wieder aufnehmen. Die ganze Kirche und die ganze Nation sollen sie wieder aufnehmen."

1989 wurde nach dem Willen Johannes Pauls II der Seligsprechungsprozess für den Diener Gottes, Kardinal Stefan Wyszynski begonnen. Nach Beendigung der diözesanen Phase, hat jetzt der Prozess des Studiums durch die Heiligsprechungskongregation begonnen, bei dem zur Zeit die unerklärliche Heilung eines Mädchens in Stettin untersucht wird, die im Endstadium einer Tumorerkrankung, die Gnade der Heilung durch die Fürbitte des mutigen Primas des Jahrtausends erbat."

Quelle: aletia, 

   

 

   

 

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Mit dem Posten eines Kommentars erteilen Sie die nach der DSGVO nötige Zustimmung, dass dieser, im Falle seiner Freischaltung, auf Dauer gespeichert und lesbar bleibt. Von der »Blogger« Software vorgegeben ist, dass Ihre E-Mail-Adresse, sofern Sie diese angeben, ebenfalls gespeichert wird. Daher stimmen Sie, sofern Sie Ihre email Adresse angeben, einer Speicherung zu. Gleiches gilt für eine Anmeldung als »Follower«. Sollten Sie nachträglich die Löschung eines Kommentars wünschen, können Sie dies, unter Angabe des Artikels und Inhalt des Kommentars, über die Kommentarfunktion erbitten. Ihr Kommentar wird dann so bald wie möglich gelöscht.